Nicht nur mit einem schönen lateinischen Namen kommt die Schleie „Tinca tinca“ daher, sondern auch mit einer tollen Erscheinung. Von weitem wirkt sie für uns Taucher wegen der oft bescheidenen Lichtverhältnisse manchmal unscheinbar gräulich-schwärzlich, aber aus der Nähe entzückt sie mit einer goldenen mehr oder weniger ins dunkel-oliv gehenden Körperfarbe und dem rötlichen Auge. Der Rücken ist etwas dunkler, sodass sie von oben gesehen, unscheinbar dunkel erscheinen kann, aber sie will ja auch nicht von jedem gesehen werden. Vorallem tagsüber sehen wir sie oft nur von oben, wie sie verborgen zwischen Unterwasserpflanzen und Armleuchteralgen ruhen. Nachts haben wir als Taucher oft bessere Chancen, sie in ganzer Pracht zu beobachten.


Ein besonderes Schauspiel bietet sich zur Paarungszeit zwischen April und Juni, wenn Gruppen von Schleien zusammen durch das Gewässer flitzen und immer wieder in die Unterwasservegetation stoßen um dort Portionen von Eiern abzulegen.


Nicht nur als Deckung und zur Eiablage nutzt die Schleie Unterwasservegetation, sondern auch zur Suche nach Kleintieren von denen sie sich ernährt. Dabei helfen zwei kleine Bartfäden („Barteln“) am Mundwinkel. Schleien haben ein vorstülpbares Maul ohne Zähne, fressen aber auch beispielsweise Schnecken, die sie mit sogenannten Schlundzähnen aufbrechen können. Bei der Nahrungssuche bleiben sie in der Regel zwischen Unterwasserpflanzen oder in Grundnähe, sodass sie zu den benthivoren Fischen gezählt werden. Benthivor bezeichnet den Ernährungstyp und leitet sich von den am Boden lebenden Tieren „Benthos“/“Benthon“ ab. Im Gegensatz zu dem Karpfen, der in den meisten unserer Gewässer gebietsfremd ist, hinterlässt die Schleie allenfalls kleine flache Löcher beim Gründeln. Von Ausnahmefischen mal abgesehen, wird die Schleie maximal rund 50 cm und erreicht dann rund 3 kg; oft bleibt sie aber kleiner. Damit ist sie wesentlich graziler als der Karpfen der mit bis über 20 kg Körpergewicht stark und tief gründeln kann und dabei entsprechend viel Sediment aufwirbeln, Unterwasservegetation schädigen und zur Freisetzung bzw. Rücklösung von Nährstoffen aus dem Sediment beitragen kann. Zu Bedenken sind bei der Debatte um den Einfluss benthivorer Fische auch die Bestandsdichten, die bei der Schleie in der Regel gering sind. In der aktuellen Roten Liste Hessens und Deutschlands wird die einheimische Schleie als ungefährdet eingestuft, allerdings sind die Bestände in vielen Gewässern nicht sonderlich groß und sie fehlt in einigen Gewässern in denen sie potentiell vorkommen könnte. Die Schleie kommt in pflanzenreichen langsam fließenden und stehenden Gewässern vor. Für Seen mit eher klarem Wasser und mehr oder weniger ausgeprägter Unterwasservegetation ist die Schleie eigentlich so charakteristisch, dass ihr ein eigener Seentyp gewidmet wurde – der Hecht-Schleien-See. Die anderen Seentypen nach der Klassifikation von Dr. Bauch sind die tendenziell trüberen und pflanzenärmeren bzw. pflanzenfreien Bleisee (benannt nach der Blei/Brasse/Brachse) und Zandersee, sowie der tendenziell nährstoffärmere und klarere Maränensee (benannt nach der Maräne/Renke/Felchen), der vorallem in den Voralpen und Alpen zu finden ist. Eine Besonderheit der Schleie ist die Fähigkeit mit wenig Sauerstoff auszukommen und durch eine Art Hitze- bzw. Kältestarre ungünstige Phasen z.B. in flachen Gewässern überdauern zu können. 2007 wurde sie zum Fisch des Jahres gewählt; 2025 wurde es der Aal.
