Zurzeit wird in zahlreichen Medien die gute Gewässerqualität unserer Badegewässer gelobt. Da hat wohl niemand mal unter Wasser nachgeschaut:
In der Tat sagen die regelmäßig erhobenen Daten über Badegewässer nichts über die Gewässer aus, sondern nur darüber, dass es nicht gesundheitsschädlich ist, dort zu baden. Für die meisten Gewässer größer 1ha werden so gut wie keine Daten über die Biodiversität – und damit die Gewässerqualität – unter Wasser erhoben. Das Wissen über den Zustand der Seen unter Wasser in Deutschland ist sehr beschränkt. Dazu wären teurere Tauchuntersuchungen notwendig, nur wenige werden im Rahmen der einzelnen Maßnahmen im Rahmen der Hessischen Lebensraum- und Biotopkartierung durchgeführt. Lediglich das Citizen Science Projekt ‚Tauchen für den Naturschutz‘ des NABU und des Tauchsportverbandes VDST untersucht seit einigen Jahren die Seen, in den sie tauchen dürfen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Den meisten Seen geht es schlecht: hohe Wassertemperaturen, Nährstoffe aus der Landwirtschaft und besonders der falsche Fischbesatz mit zu viel Karpfen sorgt für tote Unterwasserlandschaften. Den Schutz der Seen haben die meisten ÖkologInnen und NaturschützerInnen im Gegensatz zu den Fließgewässern nicht auf dem Schirm. Auch die Wasserrahmenrichtlinie hilft nicht weiter. Nach der müssten die Gewässer längst in einem guten Zustand sein. Wenn nicht, wird einfach der Zeithorizont um 10 Jahre nach hinten geschoben. Und die Gewässer und Ihre BewohnerInnen können sich nicht wehren.
Rainer Stoodt, Gießen
hessen.naturschutztauchen.org

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