In Deutschland ist der Fisch des Jahres 2025 ein nicht nur unter Tauchern besonders beliebter Geselle – der Aal. Der quirlige Fisch mit den großen Augen hat nicht nur eine ansprechende ästhetische Erscheinung, sondern auch einen interessanten Lebenszyklus.

Der Aal ist ein sogenannter Langdistanzwanderfisch. Dass Fische von ihren Hauptlebensräumen zu ihren Fortpflanzstätten wandern ist nicht ungewöhnlich. Manche Fische wechseln hierfür nur innerhalb ihres Gewässerabschnitts den Habitattyp, also beispielsweise die Bachforelle aus einer Vertiefung im Bach auf eine flache kiesige Strecke, wo sie Laichgruben zur Eiablage schlägt. Andere Fische ziehen zur Eiablage aus Seen in zufließende Bäche, wie einige Arten der Voralpen- und Alpenseen, oder wandern größere Strecken innerhalb eines Flusses, wie die Barbe und die Nase. All diese Fische benötigen also durchgehende Gewässer, am besten völlig barrierefrei oder zumindest mit „Fischtreppen“ oder Umgehungsgerinnen an Wanderhindernisse. Beispielsweise der Aal, der Lachs und die meisten Störarten sind Sonderfälle unter den Wanderfischen, denn sie wandern nicht nur innerhalb der Binnengewässer, sondern verbringen einen Teil ihres Lebens im Meer. Die meisten dieser Wanderfische, wie Lachs, Meerforelle und die Störarten sind anadrome Wanderfische – sie leben also im Meer und ziehen in die Flüsse und Bäche um sich zu vermehren. Beim Aal ist es umgekehrt; er ist ein katadromer Wanderfisch. Der Aal lebt in unseren Binnengewässern und wandert dann zur Vermehrung mit dem Golfstrom vor die amerikanische Küste. In der Sargassosee kommt es zur Eiablage und die Alttiere sterben. Mit dem Golfstrom wandern die jungen weidenblattförmigen Larven wieder Richtung Europa und ziehen dann als kleine „Glasaale“ die Flüsse hinauf, die wegen ihrer noch geringen Pigmentierung so genannt werden. Der Aalbestand ist vielerorts kritisch, weswegen versucht wird die Bestände durch Besatzmaßnahmen zu stützen. Da die künstliche Vermehrung schwierig ist, handelt es sich dabei um Wildfänge kleiner Glasaale die in speziellen Anlagen hochgepäppelt werden bis sie eine geeignete Größe zum Besatz haben. Dadurch kann die Überlebensrate der Jungtiere gesteigert werden und die Besatzaale haben eine Größe in der sie von z.B. den invasiven ebenfalls am Grund lebenden Grundeln nichtmehr gefressen werden können. Kritisch zu hinterfragen ist natürlich der Besatz von Aalen in Stillgewässern, aus denen sie nicht, z.B. über einen Überlauf, abwandern können, da diese damit sozusagen dem natürlichen Vermehrungszyklus entzogen werden.

Aale sind sehr robuste Tiere und leben in allen möglichen fließenden und stehenden Gewässern, wo sie sich von Kleintieren, Krebsen und Fischen ernähren. Vorallem tagsüber sieht man oft nur den Kopf aus einem Versteck herausgucken, aber sie sind keineswegs nur nachtaktiv; zeitweise kann man sie auch tagsüber freischwimmend beobachten. Gerne verstecken sie sich in allen möglichen Höhlungen, in die sie sich wegen ihrer schlanken Körperform gut hereinquetschen können, oder zwischen dichten Unterwasserpflanzen.

Der Aal leidet wegen seiner Biologie vorallem unter Wanderhindernissen, die den Rückweg ins Meer bzw. den Aufstieg in den Flüssen erschweren. Dabei macht ihm neuerdings auch ein eingeschleppter Parasit zu schaffen. Der Schwimmblasenwurm befällt die Schwimmblase, mit der der Aal seinen Auftrieb reguliert, sodass er dann auf seiner langen eh schon beschwerlichen Reise geschwächt wird und „Tarierprobleme“ bekommen kann. Die Situation des Aals ist insgesamt so besorgniserregend, dass er in Deutschland schon dreimal zum Fisch des Jahres gewählt wurde, um auf ihn und seine Lage aufmerksam zu machen. Dabei fungiert er auch als eine Art Wappentier, bei dem Bestreben unsere Fließgewässer durchgängig(er) zu machen, wovon dann auch zahlreiche, teils weniger bekannte Arten wie Nase und Barbe, profitieren.

Den „Fisch des Jahres“ gibt es auch bei unseren europäischen Nachbarn. Der Europäische Aal kommt ursprünglich in vielen Flüssen vor, die in die Ostsee, Nordsee, Atlantik oder Mittelmeer münden. Die Donau dagegen mündet in Rumänien in das Schwarze Meer, sodass der Aal in ihrem Einzugsgebiet nicht natürlich vorkommt – Besatzmaßnahmen bzw. Ansiedlungsversuche hat es aber hin und wieder gegeben. Für unsere österreichischen Nachbarn spielt der Aal also keine große Rolle.
In Österreich wurde ein anderer Wanderfisch zum „Fisch des Jahres“ 2025 gewählt. Der Europäische Hausen oder Beluga-Stör (Huso huso) ist eine Störart, die wiederum im Donaueinzugsgebiet vorkommt, in den Zuflüssen von Nord- und Ostsee aber nicht. Im Donaueinzugsgebiet gibt es mehrere Störarten, die in den großen Flüssen bzw. im Meer leben. Der größte unter ihnen ist der Hausen, der mit rund 2 m geschlechtsreif wird und noch wesentlich größer werden kann. Durch den Gewässerverbau schaffen es die Hausen schon lange nichtmehr zur Fortpflanzung bis in den bayrischen Teil der Donau aufzusteigen. In den anderen Teilen Deutschlands und bei unseren europäischen Nachbarn an Ostsee, Nordsee und Atlantik gab es einst zwei Störarten; den Europäischen Stör (Acipenser sturio) und den Atlantischen Stör (Acipenser oxyrinchus). Vom Europäischen Stör gibt es kleine Reliktpopulationen in beispielsweise Frankreich und den Atlantischen Stör nurnoch in Nordamerika. Als Taucher oder Schnorchler sehen wir in der Regel keine dieser Störarten, da diese sehr selten sind und völlig andere Lebensräume besiedeln. Wenn dann handelt es sich meist um andere Störarten, die in Zierteiche, Tauch- oder Anglerseen besetzt werden. Die meisten dieser Arten stammen aus großen Flüssen, Seen oder flachen Küstengebieten in denen sie mit ihrem vorstülpbaren Maul im schlammigen oder sandigen Grund nach Kleintieren suchen. In beispielsweise nährstoffarmen Steinbruchseen ohne Weichsubstrate haben diese nichts zu suchen. Alle Störe haben eine gräuliche Farbe, mehrere Reihen von Knochenplatten entlang der Seiten und des Rückens sowie eine charakteristische Schnauze.

In der Schweiz kommt der Aal zwar auch vor und man ist sich seiner Probleme durchaus bewusst, weswegen er dort vor einigen Jahren zum „Fisch des Jahres“ gewählt wurde, aber 2025 wurde es der Zander. Der Zander (Sander lucioperca) kommt ursprünglich nicht in der Schweiz vor und in Teilen Deutschlands auch nicht. Dennoch wurde er gewählt, da er schon rund 60 Jahre in Schweizer Gewässern lebt und sich dort ohne große negative Folgen in das Ökosystem integriert hat. Durch seine Anpassungsfähigkeit haben sich dort selbsterhaltende Populationen in Seen und Flüssen gebildet und im Gegensatz zu verschiedenen kaltwasserliebenden Arten die in der Schweiz u.a. durch den Klimawandel zunehmend unter Druck kommen, hat er damit keinerlei Probleme. In Deutschland kommt er ursprünglich in den Einzugsgebieten von Donau, Elbe und Oder vor, in beispielsweise Hessen also nicht. Doch wie auch in der Schweiz wurden vielerorts, auch in typischen Tauchgewässern, durch Besatzmaßnahmen sich selbsterhaltende Populationen etabliert. Er jagt gerne im Dunkeln oder im Trüben, sodass wir ihn außer zur Laichzeit eher im Tiefen sehen. Nachts dagegen jagt er auch gerne direkt unter der Oberfläche oder am Ufer nach Kleinfischen und Krebsen. Er gehört zu den Barschartigen und benötigt zur Fortpflanzung flache ebene Uferbereiche, wo er seine Eier auf Sand, Kies, Steine oder Wurzeln legt, die er durch Wedeln von Schlamm befreit. Da er nicht auf Unterwasservegetation angewiesen ist, kommt er auch in Gewässern vor, die z.B. wegen stark schwankender Wasserstände frei von Unterwasserpflanzen sind, wie beispielsweise der Edertalsperre („Edersee“). Zu seiner oben beschriebenen hohen Anpassungsfähigkeit gehört auch, dass er Brutpflege betreibt und seine Eier gegen Laichräuber bewacht. Er ist im Gegensatz zum Hecht weniger territorial und nicht an Unterstände wie Totholz oder Unterwasservegetation gebunden, sodass er in strukturarmen Gewässern besser klarkommt.
